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Kleiderschrank Joline in Lack Graphit und Absetzungen in Wildeiche massiv gebürstet

Kleiderschrank ausmisten – Jetzt aber richtig!

„Der Kleiderschrank ist ein Möbelstück, in dem Frauen, die nichts zum Anziehen haben, ihre Kleidung aufbewahren.“

Na, erkennst du dich in diesem Spruch vielleicht ein kleines bisschen wieder? Hast du auch einen übervollen Schrank, aber oft trotzdem nichts anzuziehen? Oder hat dein Kleiderschrank einfach mal wieder eine ordentliche Generalüberholung nötig? Mit den Tipps in diesem Artikel mistest du deinen Kleiderschrank jetzt einfach und effizient aus und räumst ihn anschließend mit Köpfchen neu ein, so dass er danach gut strukturiert und übersichtlich ist und du jederzeit all deine Kleidung im Blick hast. So findest du in Zukunft ruckzuck das passende Outfit. Das spart jeden Tag Zeit und Nerven. Damit das Öffnen deines Schranks dir zukünftig ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird, statt schlechte Laune zu verursachen. Als Ordnungscoach durfte ich schon sehr vielen Menschen beim Ausmisten und Einräumen ihres Kleiderschranks helfen. Hier möchte ich mit dir meine vielfach bewährte Vorgehensweise teilen. Sie lässt sich grob in 4 Schritte unterteilen.

Schritt 1: Vorbereitung und die richtige Einstellung

Schritt 1: Vorbereitung und die richtige Einstellung

Plane fest einige Stunden Zeit ein, in der du ungestört sind. Ziehe etwas Bequemes an, damit du zwischendurch unkompliziert etwas anprobieren kannst. Stelle außerdem Putzutensilien bereit (zum Saugen/Auswischen der Fächer und Schubladen). Bereite 5 Aussortier-Boxen oder Körbe vor und beschrifte sie (z.B. mit Maler-Krepp) folgendermaßen:

1. Entsorgen
2. Verschenken/Spenden
3. Verkaufen
4. Reparieren/Ändern
5. «Weiß nicht»

Bevor du mit dem Aussortieren loslegst, geht es zunächst um die richtige innere Einstellung (klingt komisch, wirkt aber Wunder!). Werde dir sich bewusst, warum du deinen Schrank aufräumen willst und was das Ziel der Aktion ist. Stelle dir dafür bildlich vor, wie dein Schrank am Ende aussehen soll. Deine Ziele könnten sein:

  • Endlich ein aufgeräumter Schrank, der nur Lieblingsteile enthält, keinen Ballast
  • Endlich Ordnung, Klarheit und gute Übersicht über all meine Kleidung
  • Keine Schrankleichen und Fehlkäufe mehr
  • All meine Kleidung passt mir und nichts ist kaputt
  • Einfacheres Zusammenstellen von Outfits möglich
  • Kein mühsames Suchen mehr und keine versehentlichen Doppelkäuf
  • Meine Kleidung passt gut zu mir als Typ, zu meinem Stil* und zu meinem Leben
    («That’s me!»)

    *Wenn du nicht sicher bist, was dein Stil ist, dann überlege dir zunächst, was dir gut gefällt/was du gerne trägst/worin du dich wohl und authentisch fühlst/welche Schnitte und Farben dir gefallen. Du kannst dir im Vorfeld auch ein Moodboard mit gesammelten Ideen machen oder eine Pinnwand auf Pinterest dazu erstellen.

Suche dir nun als erstes ein «Referenz-Kleidungsstück» aus deinem Schrank aus: Das sollte ein Kleidungsstück sein, was du sehr magst und was du gerne und häufig trägst (Um es mit den Worten von Marie Kondo zu beschreiben: «Does it spark joy?»). Dieses Teil wird dir gleich beim Aussortieren immer wieder gefühlsmäßig als «Kompass» dienen. Behalte es also in Reichweite, wo du es gut sehen kannst.

Schritt 2: Ausmisten - aber richtig!

Alles muss raus.

Wichtig: Räumen Sie ALLES (inkl. Schuhe, Taschen und Accessoires) aus dem Schrank heraus auf einen großen Haufen, am besten auf dem Bett. Sortiere dabei schon etwas vor, also Hosen zu Hosen, T-Shirts zu T-Shirts… Vergiss auch die «Nebenschauplätze» nicht: Garderobe, Hocker im Bad, Wäschekorb, Keller…
Ganz schön viel Zeug, oder?

Reinige nun gründlich die leeren Schrankfächer und Schubladen.
Nimm jetzt nacheinander jedes Teil in die Hand. Dabei gehst du am besten nach Kategorien vor (Pullis, Hosen, T-Shirts, Tops usw.).

Trenne dich rigoros von Schrankleichen, Fehlkäufen und allen Teilen, die dir nicht (mehr) passen, die stark abgetragen oder kaputt sind oder die bei dir (aus welchen Gründen auch immer) ein schlechtes/unfrohes Gefühl auslösen!

Wichtig: Es gibt nichts, was du zwingend behalten musst. Loslassen befreit und schafft Raum für Weiterentwicklung. Kleidung hat keine Gefühle, d. h. du darfst beim Aussortieren ruhig «gewissenlos» sein und ganz auf dein Bedürfnisse hören.

Verteile die aussortierten Sachen auf die 5 Körbe, die du anfangs bereitgestellt hast. Lege dir die Sachen, die du behalten möchtest, erst einmal beiseite. Darum kümmern wir uns, wenn alles fertig aussortiert ist.

Höre beim Entscheiden auf deine Intuition und lass deinen Bauch ganz spontan entscheiden. Sei ehrlich zu dir selbst: Spürst du das gleiche gute Gefühl wie bei deinem Referenz-Kleidungsstück aus Schritt 1? Wenn ja, darf das Kleidungsstück natürlich weiterhin Teil deiner Garderobe bleiben.

Hast du Zweifel oder musst du dich vor dir selbst rechtfertigen, warum du das Teil behalten sollten, obwohl es dir eigentlich keine Freude (mehr) macht? Dann unbedingt weg damit (in den passenden Aussortier-Korb)!

Bedanke dich bei den Dingen, von denen du dich trennst, für ihre Dienste. Damit praktizierst du Wertschätzung und so kannst du die Sachen leichter loslassen (klingt zunächst etwas schräg, funktioniert aber wirklich).

Bleibt oder geht? Wichtige Fragen für die Entscheidungsfindung

Dein Bauch sendet dir unklare Signale und du kannst dich nicht entscheiden? Dann beantworte dir ehrlich die folgenden Fragen (evtl. reicht auch schon die allererste Frage aus):

  • Würde ich mir dieses Kleidungsstück noch einmal kaufen?
  • Wann habe ich dieses Teil zuletzt getragen?
  • Würde es mich traurig machen, wenn ich es verlieren würde?
  • Passt es mir (noch)? Fühle ich mich darin wohl? Was dir nicht (mehr) passt oder unbequem ist - egal ob zu groß oder zu klein - verstopft unnötig deinen Schrank und vermiest dir schlimmstenfalls sogar die Laune. Passe deine Garderobe deinem Körper an und nicht umgekehrt!
     
  • Hatte ich bis gerade eben vergessen, dass ich das besitze?
     
  • Mag ich das Material, den Schnitt, die Farbe und die Qualität?
  • Reflektiert dieses Kleidungsstück meinen aktuellen Stil?
    • Habe ich es nur aus Prestigegründen gekauft oder weil «man» so etwas einfach im Schrank haben «muss»? 
    • Tut es mir gut, das zu besitzen? Möchte ich es in meine Zukunft mitnehmen?
    • Will ich es nur deshalb behalten, weil es mal teuer war? Merke: Man verliert Geld, wenn man etwas kauft, nicht wenn man etwas aussortiert! Das Geld ist also längst weg. Schließe deinen Frieden mit dem Fehlkauf, lasse das Teil gehen und lerne daraus für das nächste Mal.


Kleiner Denkanstoß: Wieso gibt es viele Teile, die wir zwar nie anziehen, die wir aber trotzdem nicht loslassen wollen? Vielleicht, weil wir uns mit ihnen auch von einer bestimmten Version von uns selbst verabschieden müssen - einer schlankeren, verrückteren, verführerischeren ...? Wie befreiend wäre es, dies alles hinter sich zu lassen und sich einfach auf diesen Körper, diese Lebensumstände und das Hier und Jetzt zu konzentrieren?

Wenn du bei einem Kleidungsstück trotzdem noch sehr unsicher bist (und nur dann), lege es in die mit «Weiß nicht» beschriftete Box.

Alles, was in in der «Weiß nicht» -Box gelandet ist: Nachdem du den ganzen Rest fertig aussortiert hast, nimm dir diese Box nochmals vor. «Norden» dich für die Entscheidung zuerst mit deinem Referenzkleidungsstück gefühlsmässig ein, stelle dich nochmals die obigen Fragen und höre gut auf dein Bauchgefühl. Versuche dich innerhalb von max. 10 s zu entscheiden. Falls du noch immer zu keinem eindeutigen Ergebnis kommst, dann müssen diese Sachen eine «Bewährungsprobe» im Praxistest bestehen: Lege dir für die nächsten Tage nacheinander alle «Weiß nicht» Kleidungsstücke zum Anziehen heraus und ziehe konsequent jedes Teil einmal morgens an und entscheide dann jeweils abends endgültig, ob du es behalten oder ob du dich davon trennen wollen. Nach einem Tag des Tragens weiss man meist ziemlich genau, ob einem ein Kleidungsstück Freude macht oder nicht.

Von Stücken mit emotionalem Wert, welche du aber nicht (mehr) trägst, kannst du ein schönes Foto machen, und das Teil dann mit gutem Gefühl entsorgen. Alternativ kannst du solche Stücke auch gut verpacken und dann irgendwohin auslagern, wo sie dir im Alltag keinen wertvollen Platz wegnehmen.

Was tun mit den aussortierten Sachen? Schaffe alles, was du aussortiert hast, so schnell wie möglich aus dem Haus und  führe die Sachen ihrer geplanten Bestimmung zu. Am besten stellst du alle Boxen an die Haustür oder direkt ins Auto. Denn erst wenn das  erledigt ist, ist der Ballast (auch gedanklich) wirklich weg. Kleidungsstücke, die du in die Box «Reparieren/Ändern» gelegt hast:  Setze dir eine Frist mit Erinnerung in den Kalender, bis wann du dies spätestens erledigt haben willst. Wenn du es bis dann nicht  geschafft hast, wird wahrscheinlich auch nichts mehr daraus bzw. es war dir nicht wichtig genug. Dann solltest du dich von den Sachen  endgültig trennen.

Ein ehrliches Wort zum Verkaufen: Wenn man die vielen aussortierten Kleidungsstücke vor sich sieht, dann sieht man schnell auch das ganze Geld vor sich, was man dafür «verschwendet» hat, und wünscht sich, den Verlust zu minimieren, indem man die Sachen noch irgendwo verkauft. Sachen zu verkaufen kann jedoch oft zäh und sehr zeitaufwendig sein und lohnt sich deshalb bei den wenigsten Kleidungsstücken (eigentlich nur bei wirklich hochpreisiger Markenkleidung). Ob dir der Erlös (der oft viel geringer ist, als man zuerst annimmt) die Zeit und Mühen wert ist, musst du natürlich selbst entscheiden. Ich gebe nur zu bedenken, dass deine Zeit wertvoll ist und dass das Spenden (z.B. an ein Sozialkaufhaus) oder Verschenken (an Freunde oder Verwandte) der Sachen an Menschen, die wirklich einen Nutzen und Freude daran haben oft die bessere Lösung ist. Falls du dich für das Verkaufen entscheiden, würde ich zuerst bei den entsprechenden Verkaufsportalen wie Ebay, Vinted oder Second Hand Shops den ungefähren Wert ermitteln, den du für deine Sachen bekommen könntest (indem du schaust, zu welchem Preis ähnliche Teile verkauft werden). Setze dir deine Preise nicht zu hoch an, damit du die Sachen bald loswirst.

Schritt 3: Mit System neu einräumen.

Schritt 3: Mit System neu einräumen.

Überlege dir zunächst, nach welchem System du den Schrank neu einräumen möchtest (z.B. nach Farben sortiert, nach Art, nach Anlass…). Bilde je nach persönlicher Vorliebe z.B. solche Untergruppen

  • Business – Freizeit – Gala – Sport
  • T-Shirts / Pullover / Hosen / Jeans / Kleider / Röcke / Unterwäsche / Socken
  • Sommer - Winter

Besorge dir leichte Ordnungs-Boxen aus Stoff. Diese sorgen für Struktur und Ordnung in Schubladen und Schrankfächern. Alles bleibt übersichtlich und ist leicht zu erreichen (auch das, was ganz hinten liegt bei tiefen Schränken, denn man kann die Boxen einfach herausziehen).

T-Shirts, Tops, Unterwäsche, Sportsachen, Homewear und alles andere, was nicht stark knittert, solltest du nach der Methode von Marie Kondo falten. Dazu gibt es viele gute Anleitungen auf YouTube. Die gefalteten «Päckchen» sortierst du dann stehend nebeneinander und farblich sortiert in die Schubladen und Ordnungshelfer ein. Der große Vorteil hierbei: Man sieht alles auf einen Blick, weil nichts in einem Stapel verschwinden kann und man kann die Sachen leicht herausnehmen und wieder einräumen (statt dabei immer einen ganzen Stapel durcheinanderzubringen).

Das Falten der Kleidung kann sogar richtig Spaß machen und fast «meditativ» wirken. Und selbst wenn es nicht zu deinem neuen Hobby wird: Nach kurzer Übung geht das Falten ganz genauso schnell wie bei der «Stapel-Methode».

Alles was knitterempfindlich ist (Blusen, Röcke, Kleider etc.) solltest du farblich sortiert auf Bügeln an eine Kleiderstange hängen. Investiere in gute, einheitliche Kleiderbügel und benutze nur ein bis zwei Bügelmodelle für den gesamten Schrank. Die Wirkung einheitlicher Kleiderbügel ist verblüffend. Der Schrank wirkt sofort harmonisch und beruhigt, wie in einer Boutique. Außerdem «verschwindet» nichts mehr zwischendrin und wird übersehen, was bei unterschiedlich breiten Kleiderbügeln oft passiert.

Stoff-Hosen, Overalls und Röcke hängst du am besten an Clip-Bügel. Um Abdrücke im Stoff zu vermeiden, kannst du die Klipp-Bügel z.B. mit Wattepads polstern.

Kleiderhüllen für sehr selten getragene Kleidung sollten ein Sichtfenster und einen Reißverschluss haben und atmungsaktiv sein.

Schritt 4: Dauerhaft Ordnung halten

Natürlich ist es mit 1x Ausmisten nicht für immer und ewig getan, sondern du wirst deinen Schrank in Zukunft immer mal wieder unter die Lupe nehmen müssen, denn Größe, Geschmack und praktische Anforderungen an unsere Kleidung ändern sich mit der Zeit. Die beste Gelegenheit dazu ist der Saisonwechsel, also im Frühling und im Herbst.

Es gibt 3 einfache Regeln, an die du dich halten solltest, damit dein Kleiderschrank dauerhaft so schön ordentlich bleibt und die Menge der Kleidung nicht wieder überhandnimmt:

  1. Lege/hänge  Sachen nach dem Waschen immer sofort an ihren Platz zurück. Das erfordert am Anfang etwas Disziplin, wird aber schnell zur Gewohnheit. Auch das Falten wird dir nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut übergehen und mühelos gelingen, versprochen
  2. «One in -> One out»: Sortiere konsequent für jedes neu hinzukommende Kleidungsstück ein Altes aus.
  3. Kaufen Sie bewusst ein: Überlege bei jedem Kauf genau (und nimm dir genügend Zeit dafür!), ob das Kleidungsstück ein Lieblingsstück werden könnte, ob dir wirklich ALLES daran gefällt (Farbe, Schnitt, Material, Verarbeitung...), ob du genügend passende Kleidungsstücke zum Kombinieren im Schrank hast und ob du vielleicht schon so ein ähnliches Teil besitzt.

Dagmar Schäfer | Ordnungscoach
Ordnung im Schrank - Klarheit im Kopf.

Dagmar lebt seit vielen Jahren in Zürich, wo sie als zertifizierte Ordnungsberaterin arbeitet.
Dagmar Schäfer berät leidenschaftlich gerne Menschen mit viel Zeug und wenig Zeit. An ihrer Seite lernen ihre Klientinnen, wie sie Schritt für Schritt überflüssigen Ballast loslassen und ihr Zuhause an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst neu organisieren und strukturieren – für ein wunderbares Gefühl der Klarheit und Leichtigkeit.